Die neue Ära der Videospiele in Deutschland

Eine neue Zeitrechnung bricht in Deutschland an! Zurzeit gerät die gesamte deutsche Videospiellandschaft in Hysterie. Denn nun will die USK auch wieder Spiele mit verfassungsfeindlichen Symboliken prüfen. Was wir davon halten, erfahrt Ihr in unserem Artikel.

Wer in Deutschland Videospiele spielt, kennt dieses Problem. Die Spiele sind hierzulande meistens geschnitten (gewesen). Als ich noch jünger war verwunderte es mich schon damals, warum denn die Spiele entweder kein Blut hatten, Hakenkreuze verändert wurden oder gleich ganze Spielelemente verschwanden. Ein perfektes Beispiel hierzu ist mein Lieblingsteil der Call of Duty Reihe: World at War. Dort wurden nicht nur die Gewaltszenen und die Hakenkreuze entfernt, sondern es wurde gleich der gesamte Zombi Mode damals mit entfernt, wodurch die deutsche Version von World at War völlig halbgar nach Deutschland kam.

Solche Szenen waren in Deutschland für lange Zeit Tabu

Dass es damals überhaupt kam erscheint mir sogar aus heutiger Sicht als ein wahres Wunder. Da ich unfassbarer Fan der Mortal Kombat Reihe war, konnte ich viele Jahre lang diese Reihe nur über Umwege spielen. Heutzutage scheint dies allmählich immer mehr und mehr Geschichte zu werden. Doch woran genau kann dies liegen?

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Gewalt im Wandel der Zeit

Bevor wir auf das Thema mit den Hakenkreuzen zu sprechen kommen, müssen wir uns anschauen, wie sich denn die USK im Allgemeinen überhaupt verändert hat und bleiben erstmal weiter bei Mortal Kombat. Wer Mortal Kombat kennt, der weiß dass es nie zu den Besten Spielen der Beat ’em up Reihe gehörte. Es zeichnete sich für die meisten Fans nur durch seine Fatalities aus, welche von Teil zu Teil zwar immer „brutaler“, aber auch immer einfallsreicher wurde. So werden beispielsweise Köpfe und Herzen mit bloßen Händen raus gerissen oder man zerteilt gleich auf völlig abstruse Weise seine Gegner. Früher hätte sowas allein für eine weitere Indizierung gereicht.

Doch so nicht für Mortal Kombat X. Das Spiel erschien im März 2015 und bei meiner Erfahrung wusste ich, dass dieses Spiel so niemals in Deutschland erscheinen würde. Völlig überrascht war ich also, als ich im Juni 2015 hörte, dass MK X in Deutschland mit einer FSK 18 Freigabe rauskommen würde und das auch noch UNGESCHNITTEN! Ein Meilenstein der Videospielgeschichte und der perfekte Präzedenzfall, der somit geschaffen wurde. Denn die USK begründete damals, dass die Brutalität der Fatalities weit entfernt sei von echten gewaltverherrlichenden Szenen. Sprich auch die USK verstand, dass die Brutalität im Spiel, so abstrus und weit weg von jeglicher Realität, dass also das Spiel somit in Deutschland erscheinen darf.

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Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass es ohne diesen Präzedenzfall nicht möglich gewesen wäre, DOOM in seiner jetzigen Form in Deutschland zu releasen. Sogar unsere Call of Duty Infobase muss gestehen, dass auch CoD schon lange nicht mehr das Opfer von Zensur ist. Lediglich Spiele, wie beispielsweise Dying Light, welche die Gewalt ganz anders einsetzen, geraten heute noch in das Auge der USK und werden wie damals weg indiziert.

Nun auch die Hakenkreuze

Die Entscheidung hat manche von uns aus dem Team verwundert und überrascht. Andere hingegen fragten sich sowieso, wann sich hierbei ein gesellschaftlicher Wechsel von vollziehen würde. Meiner Meinung nach war es auch nur noch eine Frage der Zeit bis sich die USK bei diesem Thema verändern wird. Doch warum kommt diese Entscheidung so spät und erst jetzt? Um es in einem Satz zu sagen: Videospiele waren früher Neuland. In Zeiten, wo noch das Original Wolfenstein rauskam, waren Games eine völlig neue und unbekannte Sache. Man wendete hierbei den Artikel 86 und 86a des Strafgesetzbuches an, der die Verbreitung von Verfassungsfeindlichen Symbolen verbietet. Daher verschwand auch das Original Wolfenstein aus dem Jahr 1981 und kam nie nach Deutschland.

Es vergingen 13 Jahre bis Wolfenstein nochmal die Videospielwelt neu aufwühlte. Das Spiel wurde laut der BPjS (heute BPjM) lediglich ausschließlich wegen seinen Gewaltszenen indiziert und nicht wegen seiner Hakenkreuze. Das Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts Frankfurt von 1998 war dann für viele Jahre der Sargnagel. Denn der damalige Richter entschied, das Wolfenstein 3D und auch Spiele im Allgemeinen nach Artikel 86a weiterhin keine Verfassungsfeindlichen Symboliken zeigen dürfen.

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Wolfenstein 3D wurde angeblich nur wegen seiner Brutalität indiziert

Warum diese Entscheidung teilweise unrechtes war bzw. noch ist? Ganz einfach, es gibt bei Artikel 86 den Absatz 3, der in Ausnahmefällen die Symboliken erlaubt, solange es im Rahmen der Kunst und Kultur geschieht, z.B. wenn damit ein Beitrag zur „Staatsbürgerlichen Aufklärung betrieben wird. Dieser Absatz ist die Sozialadäquanzklausel, denn der erlaubt es Filmen und Büchern beispielsweise die Verfassungsfeindlichen Symbole zu verwenden. Oder was glaubt ihr, wie Indiana Jones oder gar ein Schulbuch ohne diese Symbolen funktionieren würden. Sprich: Solange man die Nazis nicht glorifiziert oder Propaganda verbreiten will, ist es OK diese Symbole zu verwenden.

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – Ein Spiel zwei Versionen

Spiele sind Kultur!

Diese Entscheidung der USK scheint aber nun endlich der Wendepunkt zu sein. Gründe für diesen Sinneswandel wissen wir nicht konkret, aber man kann sagen, dass sich der Zeitgeist einfach wirklich verändert hat und es allmählich Zeit wurde  für einen Richtungswechsel. Games sind schon lange kein Nerd Ding mehr. Oder Kinderspielzeug, wie noch zur Zeit meiner Kindheit. Der Begriff Gamer zieht sich über alle Schichten der Gesellschaft. Selbst ein Peter Tauber von der Union gibt zu Skyrim zu spielen. Games werden zum Gemeinschaftlichen Zeitvertreib, siehe Pokemon GO und seine Massenhysterie.

Videospiele sind KULTUR! Egal wer das noch bestreitet, muss eines besseren belehrt werden. Videospiele können in Simulationen für Ausbildungen genutzt werden, siehe Bundeswehr. Games können Botschaften vermitteln, die durch die Interaktion des Spielers mehr Intensität erlangt, als jeder Film oder jedes Buch. Und Games sind mit ihrer anderen dimensionalen Andersartigkeit immer noch der beste Zeitvertreib. Oder ist euch GTA wegen seines Realismus im Gedächtnis geblieben?

Und gerade der Wahlkampf auf der Gamescom im letzten Jahr hat nochmal gezeigt, dass Videospiele nun auch von den mächtigen unseres Landes sogar ernst genommen werden. Daher bedeutet diese Entscheidung der USK nicht einfach nur, dass wir in Zukunft Nazis in unseren Videospielen sehen werden. NEIN! Es ist nun der ultimative Beweis dafür, dass Games nun auch endlich Kultur sind.

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